(Pressemeldung hier als pdf-Datei)

Schon im ersten Anlauf gescheitert

Erfreut zeigt sich das Aktionsbündnis über die Allparteien-Einigkeit, dass ein weiteres Tunnelprojekt in Stuttgart, diesmal für unterirdische Güterlogistik, völlig abwegig ist. Das war jedenfalls die Bewertung nach der Präsentation einer von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie, die am Freitag (6.10.) im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen vorgestellt wurde. Bei allem Bemühen, den Erwartungen des Auftraggebers gerecht zu werden, kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass ein solches System nur unter sehr optimistischen Annahmen wirtschaftlich zu betreiben wäre. Vor allem würde mit zusätzlichen Tunneln und vielen erforderlichen LKW-Umwegfahrten zu dem zentralen „Urban HUB“ sogar noch höhere CO2-Belastungen die Klimabilanz der Stadt weiter verschlechtern.

Vorgeschlagen wird ein zentraler Umschlagplatz an der städtischen Peripherie auf dem Gelände des SVG Autohof Süd mit einem Flächenbedarf von 13 000 qm (zwei Fußballfelder). Von dort aus sollen per Tunnel mehrere innerstädtische „City-HUBs“ bedient werden, die in Parkhäusern, -garagen oder auf freien Flächen wie dem Gelände vor der neuen Steuerberaterkammer oder am Neckartor eingerichtet werden sollen.

Für „mehr als befremdlich“ hält es Dr. Norbert Bongartz, Mitglied der Umstiegsgruppe des Aktionsbündnisses, dass Stadt und Bundesverkehrsministerium hohe Summen aus ihren Klimafonds für ein Gutachten ausgeben, obwohl schon auf den erster Blick klar sein konnte, dass das Vorhaben klimapolitisch kontraproduktiv sein würde.

Einig weiß sich das Aktionsbündnis mit den Gutachtern, der Stadt und sogar der Logistikbranche, dass die Belastung der Stadt mit LKW-Verkehr nicht länger hinnehmbar ist. Unterirdische Güterlogistik kann dann eine Lösung sein, wenn nicht an anderer Stelle zusätzliche CO2-Emissionen, vor allem durch Tunnelbau in Kauf genommen werden müssen. Genau eine solche Lösung ist in Stuttgart möglich, indem die S21-Tunnel für den vollautomatisierten Transport von Waren genutzt würden. Hierzu liegt seit 2018 eine Plausibilitätsstudie der Logistik- und BWL-Professoren Philip Precht und Matthias Wilde / Hochschule Coburg im Auftrag des Aktionsbündnisses vor. Sie bestätigte die Machbarkeit der Grundidee. Die Umstiegsgruppe entwickelte auf dieser Basis das Konzept UMSTIEG21+.

Das von der Politik des Gehörtwerdens konsequent ignorierte Konzept basiert in vielen Punkten auf ähnlichen Prämissen, wie das jetzt von der Stadt vorgestellte Gutachten, z.B. hinsichtlich der verlagerbaren Gütermengen und den technischen Fördersystemen. Das allerdings mit einer aus Spendengeldern finanzierten Studie und zu einem Bruchteil der Kosten des städtischen Gutachtens – wobei die städtischen Gutachter auf Vorarbeiten von Precht/Wilde zurückgreifen konnten.

Die vielen jetzt geplanten nicht hilfreichen aber milliardenteuren Zusatzprojekte und das nicht endende und letztlich S21-bedingte Verkehrschaos zeigen, dass das Projekt im Grunde längst gescheitert ist. Stuttgart21 steht einer städtischen Lösung des Logistikproblems im Weg. Eine Lösung des Problems der Verstopfung der Stadt mit Güterverkehr wird blockiert. Ein selbstkritisches Umdenken böte dagegen die einmalige Chance, das an sich sinnvolle Konzept unterirdischer Güterlogistik wirtschaftlich und klimagerecht umzusetzen.

UMSTIEG21 ist die ökologische Konversion von Stuttgart21 und die Plan B-Alternative zu S21 !

Anbei: Von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie Unterirdischer Warentransport in Stuttgart – Abschlusspräsentation

Kontakt: Norbert Bongartz 0711 698076, Werner Sauerborn 0171 320 980 1