Liebe FreundInnen,
man versetze sich in eine Sechzehnjährige, die eine Lebensperspektive bis 2080 oder 2090 hat und nicht gerade konsum- und milaneo-benebelt ist. Sie kann eigentlich nicht anders als in große Angst verfallen, angesichts des ihr Drohenden bzw. in eine grenzenlose Empörung und Wut über die Verantwortungslosigkeit und Ignoranz der vorherrschenden Politik.
Und so legen sie los: „We want climate justice !“ / “What do we want?” / “Climate justice !” / “When do we want it?” / “Now, now, now!”
Diese aus tiefer Betroffenheit resultierende Wucht ihres Auftritts hat tatsächlich das Zeug in das große Räderwerk des Weiter-so- in-den-Abgrund einzugreifen. Innerhalb weniger Monate ist eine Dynamik entstanden, die das Thema Klimaschutz überall ganz oben auf die Tagesordnungen gesetzt hat – zunächst mal nur rhetorisch. Aber das ist auch schon viel.
Greta Thunberg beim Weltwirtschaftsforum, bei der Weltklimakonferenz, standing ovations vor dem Europaparlament und jüngst mit dem Schild „Join the climate strike“ beim Papst, der sie aufforderte, weiter zu machen, und dass Gott sie schützen würde:
Es ist natürlich die unglaubliche Authentizität und Klugheit der Person Greta Thunberg, aber es ist dies vor allem in Verbindung mit der Idee des Schulstreik, also einer bewussten und bewusst provozierenden Regelverletzung, deren Folgen die Akteur*innen in Kauf nehmen, weil sie in keinem Verhältnis zu dem Anlass ihres Streiks stehen.
Ähnlich rasant entwickelt sich auch „Extinction Rebellion“, also „Aufstand gegen das Ausgelöscht werden“ www.taz.de/Klimaaktivistin-ueber-Extinction-Rebellion/!5587023/ – eine Bewegung, die sich mit identischem Anliegen von London über Berlin auch inzwischen weltweit auf den Weg macht. Auch ihr Mittel: Ziviler Ungehorsam. Was bei Fridays for Future der Schulstreik, sind bei Extinction Rebellion Straßenbesetzungsaktionen, so am Montag in Berlin, wo stundenlang mit einer Inszenierung der Feierabendverkehr auf der Oberbaumbrücke blockiert wurde.
Vieles haben sie sehr schnell gelernt:
- Obacht vor „verkleinerndem Schulterklopfen“, eine schöne Wortschöpfung, mit der Lobgesänge gemeint sind, die das Anliegen der Protestierenden nicht ernst nehmen, um nach dem Schulterklopfen gleich weiter zu machen wie bisher
- Auch haben sie schnell und entschieden alle Versuche und Belehrungen zurückgewiesen, wie ausgerechnet vom Grünen Ministerpräsident Kretschmann, die ihnen das Schulstreiken („Schwänzen“) ausreden wollten (s. hierzu PM des Aktionsbündnisses: www.kopfbahnhof-21.de/ausgerechnet-kretschmann/ )
- Auch dass sie in der Vorhand bleiben müssen und ihre Kraft nicht an die vorherrschende Politik abgeben dürfen. Eine nachdrückliche Lektion war hier die von SÖS-LINKE-PluS beantragte Generaldebatte Klimaschutz am 11.4. im Stuttgarter Gemeinderat. Dort erlebten sie, meist via livestream, wie sich die Verantwortlichen stundenlang gegenseitig versuchten, die Schuld für ihr gemeinsames Versagen in die Schuhe zu schieben:
- www.youtube.com/watch?v=yk7sE-I1zTc.
- Wenige Lichtblicke: v. a. die Rede von Christoph Ozasek
Dass die Bürgerbewegung gegen S21, obwohl sie mit ihrem Anliegen mitten im Thema Klimaschutz agiert und sich mit großem Durchhaltevermögen, aber ohne eine vergleichbare Resonanz mit den Mühen der Ebene rumschlägt – dafür gibt es viele Erklärungen. Am Offensichtlichsten: bei S21 fehlt es an einem massiven Druckmittel, einer kollektiven Grenzüberschreitung, die all den guten Argumenten Gehör verschafft. Dessen ist sich die Bürgerbewegung inzwischen wohl bewusst, findet bisher nur nicht den richtigen Ansatzpunkt.
Angesichts der vielen Gemeinsamkeiten beim Thema Klimaschutz verwundert auf den ersten Blick, dass die Jungen sich das Thema S21 nicht längst auch auf die Fahnen geschrieben haben. Aber wie sollten sie das? Sie fangen natürlich erst mal mit dem Nächstliegenden an: weniger Auto bedeutet weniger CO2, weniger Plastik bedeutet weniger Verdreckung der Meere. Weniger Fleisch bedeutet weniger Co2. Alles Zusammenhänge, die jetzt schon sichtbar sind und auf die wir alle unmittelbar reagieren können. S21 dagegen ist ein sperriges Thema. S21 gibt es noch nicht, und um in S21 einen KlimaSkandal zu sehen, bedarf es einiger Erklärungen und Übermittlungsschritte: Verkehrsverlagerung, Betonverbrauch, Bodenversiegelung usw.
Wer den Schüler*innen, selbst den ganz jungen, einmal in ihren Gesprächsrunden zugehört hat, der wird keinen Zweifel haben, dass dieses Thema Eingang finden wird in ihre Diskurse und Forderungen. Dazu bedarf es vieler Kontakte, Gespräche und unterstützender Aktivitäten. Das ist jetzt umso wichtiger als sich „die Fridays“ gerade anschicken, eine lokale Agenda zu formulieren. Auch dies ein wichtiger Schritt, den sie auf Bundesebene schon getan haben. Denn jede Bewegung braucht einen Gradmesser für ihren Erfolg.
Die Bürgerbewegung gegen S21 öffnet gerade alle Türen und Tore um den Austausch mit den Jungen in Gang zu bringen.
+ Viele Engagierte haben neben dem Montagstermin jetzt auch einen zusätzlichen Freitagstermin: Jeden Freitag um 11h, meist bis 13h, treffen sich die Schüler*innen vor dem Stuttgarter Rathaus (auch in anderen Städten natürlich) zum Austausch, auch einer Art (Volkshoch)-Schule unter freiem Himmel, und anschließendem Demozug.
+ Immer während der Friday-Demo, stellt die Mahnwache das Klimabanner heraus, demnächst mit dem Zusatz: #ActNOW ! MAHNWACHE grüßt Fridays for Future!
+ Viele S21-Gegner*innen engagieren sich in Unterstützerstrukturen wie “Parents for Future” oder bei „Scientists for Future“, die sich ihrerseits bundesweit, teil grenzüberschreitend organisieren.
+ Um die Unterstützung auch sichtbar zu machen, hat das AB mit Hilfe von Uli Stübler diese beiden einfachen Logos entwickelt:
Sie sind zur individuellen Nutzung gedacht. Einsetzbar zum Bedrucken von T-Shirts, Taschen, Schals, Umhängetüchern, Pappschildern, Aufklebern, Fähnchen, ggf. auch Buttons. Vergrößer- und verkleinerbar.
Einsetzbar bei den Freitagsdemos und besonders bei der …
+ Großen Samstagsdemo zu Klima / S21, zu der ganz besonders die Jungen Klimaaktivist*innen mit viel Applaus begrüßt werden sollen:
Flyer demnächst an der Mahnwache und bei den Ständen an der
462. Montagsdemo am 29. April 2019, auf dem KLEINEN Schlossplatz mit
Dr. Norbert Bongartz, Bauhistoriker und Sprecher des Aktionsbündnisses: „Die Gleisführung zum Stuttgarter Hauptbahnhof – ein technisches Meisterwerk“
Gerd Schinkel, Liedermacher, Autor und Sänger aus Köln
Michael Kaufmann, Badener gegen S21, Moderation
Davor: RadDemo bei jedem Wetter 17.45 Uhr ab Feuersee
Davor: Spaziergang zur Montagsdemo 17.30 Uhr vom Kernerplatz
Danach: Demozug über Theodor-Heuss-Straße (in Fahrtrichtung), Bolzstraße, zur Mahnwache, dort Schwabenstreich
Kritisches zu 25-Jahre Stuttgart 21
Die große Blamage
Den 18. April vor 25 Jahren kann man als Geburtstag, nicht des Projekts, aber der Idee des Projekts verstehen: Heinz Dürr, Vorstandschef der gerade in eine AG umgewandelten DB, sein Vorstandskollege Ulf Häusler, Manfred Rommel, Erwin Teufel, der damalige Bundesverkehrsminister und spätere Auto-Lobbyist Matthias Wissmann und der damalige baden-württembergische Verkehrsminister Hermann Schaufler, allesamt CDU, traten im Landtag vor die Presse und verkauften ihre unheilvolle Vision als Jahrhundertchance. Kostenprognose damals: umgerechnet 1 Mrd €.
In der Bilanz 26 Jahre später fast nur noch Hohn und Spott, wobei die aktuell für den Weiterbau Verantwortlichen etwas zu kurz kommen. Am beeindruckendsten in einem Beitrag des ARD-Morgenmagazins mit klarem Statement von Winnie Wolf: „Stuttgart 21 wird nie fertig gebaut werden. Das wird eine Bauruine wie Wackersdorf und Kalkar“.
http://mediathek.daserste.de/Morgenmagazin/Zeitreise-Stuttgart-21/Video?bcastId=435054&documentId=62105616
Schlusspointe: Man soll in Anlehnung an die Elphi in den Tunneln schon mal die Akustik prüfen – für die neue Stuphi21
Kritisch auch Milankovic in der StZ (Bezahl-Seite): www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-wird-25-jahre-alt-ein-vierteljahrhundert-jahrhundertprojekt.4cbc9f78-9376-4033-bf24-1df1f1f71587.html
1994 bis heute
Eine Geschichte von Lug und Trug
Ein journalistisches Highlight zum Jubiläum der S21-Idee liefert Oliver Stenzel in kontext. www.kontextwochenzeitung.de/politik/420/milliarden-zugeschustert-5861.html. Kenntnisreich lässt er die S21-Geschichte mit ihren vielen Manipulationen und unsauberen Finanzierungskonstruktionen Revue passieren. So recht wollte die DB das Ganze eigentlich nicht, und besonders nicht die Fildertrasse zur Anbindung des Flughafens.
So machte „Bahn-Vorstandsmitglied Ulf Häusler am 24. Februar 1994 gegenüber seinen Vorstands-Kollegen deutlich: Tiefbahnhof und Flughafenanbindung würden „mindestens 1 Milliarde DM höhere Investitionen auslösen“, und dies würde sich „selbst bei der Addition günstigster Annahmen bezüglich Erlöserwartungen für die Bahn nicht rechnen“, zitiert Stenzel Häusler und verfolgt dann die lange Reihe der Tricks, mit denen das Projekt mit allerlei Quersubventionen und fragwürdigen Konstruktionen doch durchgeboxt wurde.
Und so ging es weiter bis in die Gegenwart hinein. Heute unter der Regie des Grünen Verkehrsministers Winfried Hermann, der mit Finanzierungskonstruktionen wie den „ausgelagerten Extratöpfen“ mit denen er „S21-Verbesserungen“ bezahlen will, nicht minder erfinderisch ist. Devise „Neue Töpfe, neues Glück“.
Bilanz von Harald Kirchner / SWR
Auch eine Ehrung der Bürgerbewegung gegen das Projekt
„Diejenigen, die sich in den vergangenen Jahren kritisch mit dem Bauprojekt S21 auseinandergesetzt und geäußert (haben), … sind mit ihren rationalen Argumenten nie durchgekommen. Das Projekt wurde, auch aus politischen Gründen, einfach durchgeprügelt.“
https://www.swr.de/swraktuell/radio/stuttgart-21-kirchner-swr-bahnexperte,stuttgart21-25jahre-swr-bahnexperte-102.html
Immobilienprojekt S21
Die Geschichte der großen Zockerei
S21 ist im Kern und von seiner Motivation her vor allem ein Immobilienprojekt. Aus diesem Blickwinkel beleuchtet Dietrich Heißenbüttel in Kontext die (Vor-)Geschichte von Stuttgart21: www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/420/beim-immobilien-poker-verzockt-5860.html
Auch Peter Müller,
unermüdlicher Briefeschreiber an S21-Verantwortliche,
hat zum 25sten in die Tasten gegriffen und bei Bahnchef Lutz nachgefragt, was es eigentlich zu feiern gibt. Wie leider oft wartet er sicher auch hier wieder vergeblich auf eine Antwort und verbleibt trotzdem: „Auch Ihnen ein frohes Osterfest!“ (Brief s. Anlage)
taz über den Widerspruch von Realität und Anspruch bei Grüns
„In Love with Harbeck“
Robert Harbeck ist der Shooting-Star und neuer Hoffnungsträger der Grünen. Inzwischen hängt er Merkel in der Popularität ab und schon wird ihm Kanzler zugetraut. Dagegen wirkt former shootingstar Kretschmann und seine Politik der Kapitulation vor dem Bestehenden ziemlich altbacken. Dass auch bei Harbeck schon die Schleifspuren realpolitischer Anpassung erkennbar sind, thematisiert der Kommentar von Ulrich Schulte in der taz vom 10.4.: http://www.taz.de/Kommentar-Gruene-Rhetorik-und-Realitaet/!5586571/
Drei Tage später erschien in den meist sehr lesenswerten taz-Leserbriefen eine Ergänzung aus Sicht eines S21-Gegners: www.taz.de/!5585588
Nach Züricher Erfahrungen
Drohen Feinstaubalarm und Fahrverbote in S21-Tunneln?
Luftmessungen im neuen unterirdischen Teil des Züricher Hauptbahnhofs zeigen eine hohe Feinstaubbelastung, die die Gesundheit der Fahrgäste und vor allem der in den Tunnelbahnhöfen arbeitenden Menschen gefährden kann. Gründe sind vor allem der Abrieb bremsender Züge:
www.watson.ch/!476077278?utm_source=twitter&utm_medium=social-user&utm_campaign=watson-app-ios
Wenn das schon unter den weniger ungünstigen Bedingungen in Zürich so ist, wie dann bei Stuttgart 21? Dieser Frage geht gerade Karl-Heinz Rößler aus München nach. Wenn sich die Vermutungen bestätigen steht der nächste S21–Skandal auf der Tagesordnung
Großeinsatz der Feuerwehr nach S21-Tunnelbrand
Verpufft auch die zweite Warnung?
Im Oktober 2018 war passiert, was die Bahn immer für unmöglich erklärt hatte: der Vollbrand eines ICE. Zur Erinnerung: www.merkur.de/welt/ice-brand-bei-montabaur-teile-von-ice-wrack-abtransportiert-strecke-weiter-gesperrt-zr-10321277.html
Kurz darauf hatte das Aktionsbündnis im Rathaus ein umfangreiches Gutachten zum nicht genehmigungsfähigen Brandschutz bei S21 vorgestellt. Autoren: Dipl.-Ing. Hans Heydemann und Dr. Christoph Engelhardt. Weitgehend persönlich wurde das Gutachten an Bürgermeister Dr. Schairer (in Vertretung des mal wieder verhinderten OB Kuhn), sowie an die Gemeinderatsfraktionen und den Branddirektor Dr. Knödler übergeben. Reaktion: Null.
Am 10. April dann der nächste Warnschuss. Eine Zementspritzmaschine war 700 m vor dem Zwischenangriff Wangen in Brand geraten. Binnen kurzem zog der Rauch fast 5 Kilometer weit leicht bergaufwärts durch den Tunnel und trat in großen Schwaden aus der Rettungszufahrt neben dem Wagenburgtunnel aus. Nachdem ein Einsatzfahrzeug der dafür eigentlich zuständigen Rettungswacht der Baufirmen nicht einsatzfähig war, musste die Stuttgarter Feuerwehr einen Großeinsatz mit 60 Feuerwehrleuten fahren. Die Freiwilligen Feuerwehren der Nachbarbezirke mussten derweil deren Aufgaben im Rettungsbezirk Mitte wahrnehmen.
Brandschutzexperte Hans Heydemann zum weiteren Verlauf auf der nachfolgenden 461. MoDemo: „Mit schwerem Atemschutzgerät und unterstützt von der Rettungswehr der Arge Tunnelbau konnte die Feuerwehr den Brand nach 6 Stunden endlich unter Kontrolle bringen. Die Bedingungen waren hierbei erheblich erschwert: dieser Tunnelabschnitt liegt im Anhydrit, hier darf also kein Wasser eingesetzt werden und auch kein Löschschaum, der ja ebenfalls Wasser enthält. Bei Zutritt von Wasser quillt Anhydrit auf, hebt den Tunnel an und zerdrückt ihn; der Tunnel würde zum Dauer-Sanierungsfall wie der Wagenburg-Tunnel oder der Engelbergtunnel.“ www.bei-abriss-aufstand.de/2019/04/16/der-s21-tunnelbrand-und-seine-folgen-fuer-den-brandschutz/#more-67012.
Von der Stadt, den Stuttgarter Zeitungen und natürlich der DB wurde der Brand herunter gespielt. Keine Erwähnung fand etwa, dass der Brand in einem Anhydrit-Abschnitt ausbrach, so dass weder in der Bauphase noch nach einer Fertigstellung Wasser ohne dramatische Sekundärwirkungen zum Löschen eingesetzt werden kann. Jörg Hamann Pressesprecher von S21 und zuvor S21-Chefagitator der Stuttgarter Nachrichten, behauptet gar, der Brand habe nur spektakulär ausgesehen, sei eigentlich ein „ziemlich unaufgeregtes Ereignis gewesen“.
Arno Luik zur Berichterstattung der Stuttgarter Zeitungen:
„43 Zeilen für den Brand im S-21-Tunnel
Vor wenigen Tagen brannte in einem S 21-Tunnnel eine Baumaschine. Großeinsatz der Feuerwehr, Rauch, Qualm, Anwohner wurden aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen, stundenlang kämpften die Feuerwehrleute in Stuttgarts Untergrund. Der StZ war der Tunnelbrand (der ja auch vorwegnimmt, was bei S 21, falls es denn realisiert würde, mal mit vollen Zügen passieren kann), war dieses Unglück 43 Zeilen wert, den StN 39 Zeilen. Die Zeitungen zeigten dramatische Bilder vom Helden-Kampf der Feuerwehrleute? Nein, das taten sie nicht, keine Bilder gab’s vom Unglücksort.
Zufall? Vielleicht.
Wenn im Neckarstadion,Verzeihung, in der Mercedes-Benz-Arena, in der Umkleidekabine ein Brand ausgebrochen, die Feuerwehr stundenlang im Großeinsatz gewesen wäre – wie wäre dann die Berichterstattung gewesen? Was hätte man da für Bilder gesehen?“
(Rede auf dem Demokratiekongress der ANSTIFTER am 13. April)
www.kontextwochenzeitung.de/medien/420/am-tisch-mit-der-politischen-macht-5862.html
So wie der Rauch nach dem Brand, stinkt diese Darstellung des Tunnelbrands zum Himmel. Tags drauf hat das Aktionsbündnis in einem Schreiben an die Verantwortlichen der Stadt appelliert, sich endlich ihrer Verantwortung für die extremen Brandrisiken des Projekts zu stellen:
„Sie tragen politisch und persönlich die Verantwortung für die Sicherheit der Reisenden, der Bürger und Besucher der Stadt. Wir möchten sie aus Anlass des gestrigen Tunnelbrands erneut bitten, sich mit dem übergebenen Brandschutzgutachten auseinanderzusetzen und uns Ihre Stellungnahme dazu mitzuteilen. Wir bitten Sie auch, von der DB /PSU bzw. von der Feuerwehr umgehend genaue Informationen über den Unfallhergang und den Feuerwehreinsatz anzufordern und zu veröffentlichen.“
Bei der Gelegenheit fordert das AB weiter: „Auch hat die Öffentlichkeit Anspruch auf eine Erklärung für den vorzeitigen Rückzug des für S21 zuständigen DB- Brandschutzbeauftragten Bieger von seiner Funktion.“Abschließend: „Wie schon damals angekündigt, stehen wir und die Autoren des Gutachtens gern zu Gesprächen bereit.
Mit freundlichen Grüßen, Dr. Norbert Bongartz, Sprecher des Aktionsbündnisses
Schreiben:
PM dazu:
www.kopfbahnhof-21.de/brandrisiken-endlich-ernst-nehmen/
Während die Medien und die übrigen Parteien die Sache aussitzen wollen oder verschlafen, stellt die Fraktion SÖS-LINKE-PluS ganz konkrete Fragen, denen jede verantwortungsbewusste Politk nach gehen müsste:
1. Welche baulichen Schäden resultieren aus dem Brand?
- Wurde die Tunnelschale durch die Hitze-Einwirkung geschädigt? In welchem Ausmaß?
- Welche Ausbesserungsmaßnahmen sind zur Schadensbeseitigung erforderlich?
- Welche Mehrkosten entstehen dadurch?
- Welche Bauzeit-Verzögerung ergibt sich daraus?
2. Warum ist die Städtische Feuerwehr zur Bekämpfung des Brandes ausgerückt und nicht – wie es im Planfeststellungsbeschluss verbindlich vorgeschrieben ist – durch eine „Rettungswehr“, die vom ausführenden Tunnelbau-Unternehmer gestellt werden muss?
- Hat der Tunnelbau-Unternehmer keine oder nur eine unzureichende „Rettungswehr“ vorgehalten?
- Warum konnte diese „Rettungswehr“ den Brand nicht sofort unter Kontrolle bringen?
Antrag vollständig samt Erläuterungen und Begründungen:
Noch mehr Flugverkehr oder …
Die Kapitulation des Grünen Verkehrsministers
„Als Affront gegen die Klimaschutzbewegung“ bewertet der BUND zu Recht, dass Walter Schöfer, Vorstandssprecher des Stuttgarter Flughafens mit stolz geschwellter Brust den Anstieg des Flugverkehrs von derzeit 12 Mio. Fluggäste auf 17 Mio. bis 2030 oder 32 anpeilt. Möglich seien sogar langfristig 20 Mio. Passagiere. Man sei verpflichtet, so Schöfer weiter, „Baden-Württemberg an die Welt anzubinden“. Bei S21 war der Weltanschluss die Verbindung zwischen Bratislava und Paris, die man ohne das „neue Herz Europas“ verlieren würde.
Schöfer, das muss man wissen, ist als Vorstandssprecher nur das ausführende Organ der Anteilseigner Stadt (35%) und Land (63%). Aufsichtsratsvorsitzender ist Verkehrsminister Winfried Hermann, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist der Stuttgarter OB Kuhn. Der Flughafen ist also politisch fest in Grüner Hand. Statt sich umgehend von dem wachstumsfetischistischen Unsinn ihres Vorstandssprechers zu distanzieren, entblöden sich Hermann und Kuhn nicht, diesem beizuspringen. Die Entwicklung sei „nachfragegesteuert“, heißt: die Leute wollten nun mal fliegen, da könne man nichts machen. Lösungen seien nur in Europa und weltweit möglich, also am Sankt Nimmerleinstag. Das ist frontal das Gegenteil dessen, was die jungen Leute gerade mit Wucht auf die TO der Politik zu setzen versuchen. Es muss gehandelt werden, und zwar jetzt: #act now! „Eine wachsende Fluggastzahl zu preisen, ist ein Schlag ins Gesicht der Klimaschutzbewegung“, sagt BUND-Sprecherin Sylvia Pilarsky-Grosch, in Vertretung der Landesvorsitzenden Brigitte Dahlbender, die es möglicherweise nicht persönlich mit den Grünen Spitzen verderben will.
Als Provokation hat auch die Schutzgemeinschaft Filder den Auftritt von Schöfer und der Grünen Flughafenverantwortlichen empfunden. In einer Pressemitteilung schreibt Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft: „Die Welt wird im Moment erkennbar zugrunde gerichtet und wir tun alles, um dies mit Hilfe des Klimakillers Flugzeug zu beschleunigen“. Beängstigend sei, dass jetzt auch noch der grüne Verkehrsminister und Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens, Winfried Hermann, ins Horn der Wachstumsfetischisten bläst, indem er sagt, man könne das nachfragebedingte Wachstum nicht verhindern und die Airlines hätten einen Rechtsanspruch auf die Nutzung des Flughafens.“ Siegel weiter: „So ein Quatsch, die Filderbevölkerung, ja alle Menschen dieser Erde und ihre Nachkommen haben einen Rechtsanspruch darauf, menschenwürdig überleben zu können. Wer zudem Billigflieger puscht, ruiniert nicht nur unsere Heimat, sondern auch noch die in den Ferienregionen sowie das Klima weltweit“.
Sich in dieser Art hinzustellen und sich als handlungsunfähiges Opfer der Verhältnisse zu inszenieren, stellt eine Kapitulation vor dem jetzt in der Klimapolitk dringend Nötigen dar.
Und dass es, anders als Schöfer, Hermann und Kuhn darstellen, sehr wohl Handlungsmöglichkeiten gibt, dazu haben die Schutzgemeinschaft und andere Vorschläge gemacht: Man könnte …
- endlich das Flugbenzinbenzin besteuern. Dazu könnte das Land eine Initiative im Bundesrat einbringen1
- Man könnte Kurzstreckenflüge von und nach Stuttgart verbieten, z.B. in einem Radius (Festland) von 700 km
- endlich ein konsequentes Nachtflugverbot von mindestens acht Stunden einführen
- sofort die Rabattierung der Start- und Landegebühren von Fluggesellschaften beenden
- den weiteren Ausbau der Terminals, des Vorfeldes und der Airport City stoppen
- man könnte das Umdenken von Flugjunkies mit Kampagnen fördern, Stichwort „Flugscham“
- und man müsste zumindest die Fildertrasse von S21 stoppen, bei der die Bahn zum Zubringer von noch mehr Flugverkehr wird.
Steffen Siegel augenzwinkernd: „Der Flughafen möge sich doch den Demos der offensichtlich viel klügeren jungen Generation anschließen und eine wöchentliche Aktion:
FFF: „Freitags flugfrei“ einführen.
1 Dazu müssten die steuerlichen Wettbewerbsverhältnisse zwischen Fliegen (verteuern!) und Bahnfahren (verbilligen!) umgekehrt werden. Einen ersten Schritt hat überraschenderweise Bundesverkehrsminister Scheuer angekündigt. Er will die Mehrwertsteuer auf „längere Bahnfahrten von 19 auf 7% senken. Wenn das nicht wieder eine Luftnummer ist, hat er dafür den Applaus aller Parteien bis hin zur LINKEn verdient. Die derzeitige Lage der Mehrwertsteuer auf Bahnfernverkehr in Europa sieht so aus:
Quelle: vermutlich VCD
Mal als Podcast
Eisenhart von Loeper und Dieter Reicherter erläutern Kramer Gutachten
Dr. Eisenhart von Loeper, RA und Bündnissprecher und Dieter Reicherter, Vorsitzender Richter am Landgericht Stuttgart a.D. erläutern ein Rechtsgutachten, das der Öffentlich-Rechtler Prof. Urs Kramer, Uni Passau im Auftrag des Aktionsbündnisses erstellt hatte. Quintessenz: der Finanzierungsvertrag auf dem S21 basiert, ist obsolet. Er entfaltet keine rechtliche Bindungswirkung mehr unter den Projektpartnern. Niemand kann damit Forderungen an einen anderen Partner begründen und niemand ist mehr verpflichtet gegen Sinn und Verstand weiter zu bauen. Daraus, so von Loeper und Reicherter, ergeben sich neue Handlungsspielräume.
Zu sehen auf dem youtube-Kanal von Michael Köstler (vielen Dank!): https://youtu.be/UDgok8V9la8
Alternative „Neue Prag“
Mietwohnungsbau jetzt statt Stuttgart 21
Sie wollen nicht aufgeben. Egal ob und wann S21 fertig wird, alte und neue S21-Freunde, wie Baubürgemeister Pätzold, bewerben das Projekt weiter als große Chance für den Wohnungsbau. Auf dem Rosensteinareal des Gleisvorfelds werde ein neuer Stadtteil entstehen und endlich wäre das Wohnungsbauproblem lösbar.
Das Gegenteil ist richtig: Mit Stuttgart 21 verbaut sich die Stadt im wörtlichen Sinne städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten und die Chance einer zeitnahen Entlastung des Miet-Wohnungsmarkts. Die Bebauung des Rosensteinquartiers („B-Areal“) ist umweltpolitisch unverantwortlich. Sie behindert den nächtlichen Luftaustausch, der angesichts der Kessellage der Stadt, ihrer miserablen Luftqualität und steigender Durchschnitts-Temperaturen lebenswichtig ist. Sagt auch das städtische Umweltamt. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimakatastrophe mutet der Plan, der auf eine großflächige Bodenversiegelung innerstädtischer Flächen hinausläuft, wie aus der Zeit gefallen an.
Die Alternative des Umstiegskonzepts heißt „Die Neue Prag“ und würde schon sehr kurzfristig und viel weniger klimabelastend den Bau von 1000 Mietwohnungen ermöglichen.
Weiter dazu die PM des Aktionsbündnisses im Vorfeld der der großen Mietendemo am 6. April: www.kopfbahnhof-21.de/mietwohnungsbau-jetzt-statt-stuttgart-21/
Dienstag 30. April
Vorstellung der Vorschläge zur Bodenversiegelung Rosenstein
Ganz der Chef lädt hier Baubürgermeister Pätzold mit grüner Tinte ein.
Brandbrief der DB-Betriebsräte an Scheuer
Und was ist mit Stuttgart21??
Mehr Geld für den Ausbau der Bahninfrastruktur fordern die EVG-Betriebsräte der DB in einem Schreiben an den Bundesverkehrsminister. Zu Recht haben sie Sorge um ihr Unternehmen und ihre Arbeitsplätze. Ein naheliegender Adressat ihres Protests könnten auch die eigenen Vertreter im DB-Aufsichtsrat sein, die seit Jahren dabei mithelfen, immer weitere Milliarden in die Verkleinerung der Schieneninfrastruktur bei Stuttgart 21 zu stecken.
www.evg-online.org/meldungen/details/news/netz-betriebsraete-schlagen-alarm-infrastruktur-ist-dramatisch-unterfinanziert-6722/
Nächste Klatsche für Scheuer
Keine Ahnung, warum die Kosten steigen
Der Ton wird rauer zwischen Bundesrechnungshof und Bundesverkehrsministerium. In einem Beitrag auf spiegel-online wird Scheuer dafür kritisiert, dass er „erst gar nicht versucht, die Ursachen zu verstehen“
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/andreas-scheuer-bundesrechnungshof-kritisiert-mangelnde-erfolgskontrollen-a-1263591.html
Auch in Kölner Tunneln
Zwei Tage U-Bahn–Sperrung wegen Grundwasserdruck:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koeln-u-bahn-tunnel-102.html
Am 6. Mai Karlheinz Rößler im Welthaus
Der Beitrag von Betonexzessen wie S21 zur Klimakatastrophe
Pro Bahn Baden-Württemberg
Für Erhalt der Gäubahn
Mit Seitenhieb gehen SPD-Wahlplakate:www.pro-bahn-bw.de/rvregionstuttgart/presse_rv/presse_rv.htm
30. April, 20.15 Uhr
Mitstreiter Christoph Hofrichter im Theaterhaus
„Unser Marsch ist eine gute Sache – Politische Lieder, Gedichte, Texte – Erinnerungen an 1968
& viele Grüße von Werner