Die Fragestellung im EXTRA vom 8.7. ist nicht vollständig, fehlt doch der Gedanke des Umstiegs als die wirklichkeitsnähere Variante völlig. Während die Schnellbahntrasse nach Ulm kommen wird, sind Filderbahnhof und seine Anschlüsse sowie das Gelingen beim Tiefbahnhof noch immer fraglich. Auch das Datum 2021 und die Kosten sind definitiv weit weg von der Wirklichkeit. Die Verantwortlichen der Bahn tricksen, täuschen und lügen seit Jahren, dass sich die Balken biegen. Sie sind längst unglaubwürdig und verantwortungslos in ihrem Handeln.

Lese ich die Stellungnahmen der Befürworter des Tiefbahnhofs, so hat sich keiner in seinem Argument vom „bestdurchgeplanten und solide finanzierten Projekt“ geirrt. Welch‘ realitätsferne Verirrung!? Begonnen wurde einst mit einer Kostenkalkulation von 2,5 Mrd. DM, heute sind wir bei nahezu 10 Mrd. Euro und keiner weiß genau, wo es endet .Ich muss vermuten, dass kaum einer der Befragten das Projekt in den letzten Jahren genau verfolgt hat noch über den aktuellen Stand detaillierte Kenntnis hat. Keiner hat den Mut zum Innehalten, Umdenken oder zum Umsteigen. Denkbarrieren, Ignoranz und Sturheit verhindern den gemeinsamen Umstieg zu einem vernünftigen, zukunftsfähigen und verantwortlichen Projekt Stuttgart 21. Es geht nicht um Rechthaberei, sondern um die Einsicht in das Bessere. Meine Herren, welchen Teil an Verantwortung sind Sie bereit zu übernehmen, wenn es schief läuft und die Kosten vollends aus dem Ruder laufen? Dann können Sie sich nicht einfach vom Acker machen und schweigen. Solches Verhalten hat längst zur Politikverdrossenheit und zu Demokratieverlust („die da Oben machen ja doch, was sie wollen“) geführt. Ich erlaube mir Edzard Reuter zu zitieren: “Langsam sollten wir beginnen, darüber nachzudenken, ob es nicht hohe Zeit ist, einer sich abzeichnenden Gefährdung des für uns alle existentiell wichtigen demokratischen Systems vorzubeugen. Womöglich könnte dazu die Möglichkeit zählen, zukünftig die Zuordnung der Verantwortlichkeiten für umstrittene Entscheidungen unmissverständlich deutlich zu machen und sie zumindest bis zur jeweils nächsten Wahl nachvollziehbar zu erhalten.“ (KONTEXT, 2.7.2016).

Klaus Riedel, SPD-Kreisrat