Großprojekt der Bahn
Stuttgart 21 kostet noch einmal 614 Millionen Euro mehr

In einem streng vertraulichen Papier räumt die Deutsche Bahn nach SPIEGEL-Informationen ein, dass Stuttgart 21 noch teurer wird. Außerdem werde der Verkehrsknoten bei Inbetriebnahme »nicht alle Funktionalitäten beinhalten«.

Von Serafin Reiber
13.10.2023, 12.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 42/2023

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 wird 2025 voraussichtlich nicht in vollem Umfang in Betrieb gehen können. Außerdem steigen die Gesamtkosten auf insgesamt 9,76 Milliarden Euro. Das sind 614 Millionen Euro mehr als noch 2022 ver­anschlagt. So steht es in einer als »streng vertraulich« ge­kennzeichneten Unterlage des DB-Konzerns, die dem SPIEGEL vorliegt.

Grund für die Pro­bleme seien vor allem Preiserhöhungen beim Bau und Verzögerungen bei der Entwicklung digitaler Zugsicherungen. Die stünden teilweise erst im Mai 2024 zur Verfügung. Zur Inbetriebnahme werden die neuen Systeme voraussichtlich »nicht alle Funktionalitäten beinhalten«.

Auf Anfrage erklärte eine Bahn-Sprecherin, dass der Start mit den neuen Systemen 2025 dennoch gesichert sei. Bereits zuvor musste der Konzern Probleme mit ETCS, einem digitalen Zugleitsystem, einräumen.

Auch das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofs, der Bonatzbau, könnte laut dem geheimen Papier nicht rechtzeitig fertig werden. »Aufgrund mangelhafter Planungsqualität sind die Arbeiten weiterhin stark verzögert«, heißt es darin. Es würden nun die »Bauteile des Gebäudes priorisiert«, die für die Inbetriebnahme »relevant« seien. Weiter heißt es in der Unterlage: »Die Gesamtfertigstellung Hauptbahnhof befindet sich weiterhin auf dem kritischen Pfad.«

Außerdem gibt es weitere Probleme bei der Stromversorgung des milliardenteuren Bahnhofs. Aktuell sei die Versorgung aus dem Netz des Versorgungsnetzbetreibers »nicht gesichert«. Die Netzkonfiguration werde derzeit »überarbeitet«.

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Für den Neubau des Bahnhofshotels seien zudem »Umplanungen erforderlich«. Auch dieser Bau verzögert sich somit weiter. Mit den Mehrkosten von 614 Millionen Euro schöpft die Bahn ihren 640 Millionen Euro schweren weiteren Vorsorgetopf für das Projekt fast vollständig aus.

Im zweiten Halbjahr 2023 sollen laut einer Bahnsprecherin zudem Kosten und Zeitplan überprüft werden. Seit 1995 haben sich die Kosten des Projekts nahezu vervierfacht.

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