Werners Rundmail vom 11. Mai 2020
(hier als pdf-Datei)

Liebe Freundinnen und Freunde,

Corona von morgens bis abends. Die Pandemie wirbelt die Gesellschaft durcheinander, Vieles steht auf dem Kopf. Alte Gewissheiten geraten ins Wanken. Während die einen noch darüber streiten, ob diese oder jene Maßnahme angemessen ist und ob und um wie viel schlimmer Corona als eine Grippewelle ist, stehen andre längst in den Startlöchern für die große Auseinandersetzung über die Frage, wie es weiter gehen soll, welchen Schultern die riesigen privaten und öffentlichen Schulden und Lasten aufgebürdet werden.

Dass die Klimafrage nicht hintan gestellt werden dürfe, weil sie die viel größere Bedrohung ist, scheint noch die vorherrschende Meinung in Politik und Öffentlichkeit zu sein. Je bedrohlicher die unmittelbaren sozialen und wirtschaftlichen Folgen werden, desto mehr Einfluss gewinnt die restaurative Antwort: Erstmal alles wieder so hochfahren wie es vorher war. Dann kann man immer noch über Klima- und Gerechtigkeitsfragen reden. Für diese restaurative Variante steht die Forderung der Autoindustrie und der Autoindustrieländer, Absatzförderungen auch für Verbrenner-Autos fordern. Zum Teil dieser unheiligen Allianz hat sich auch der grüne Ministerpräsident Kretschmann gemacht (s.u.).

Wo die Gesellschaft sich an die große Inventur macht, muss auch die Sinnhaftigkeit großer Infrastrukturprojekte auf die Tagesordnung, allen voran das sinnloseste von allen: Stuttgart 21.

Was kann, was muss, was wird sich angesichts veränderter Rahmenbedingungen bei Stuttgart 21 ändern?

  1. Milliarden für S21 immer unverantwortlicher

Klar kann man sagen, wo in Deutschland 600 Mrd € und auf EU Ebene 3.400 Mrd € an Kredite und Zuschüsse aufgewandt werden, spielten die 5 Mrd  €, die bei Stuttgart 21 noch drauf kommen, auch keine Rolle mehr. Aber so wird es nicht sein. S21 war schon immer eine Verteilungsfrage, und jetzt erst recht: jeder Euro, der bei S21 versenkt wird, fehlt jetzt umso mehr da, wo es jetzt wichtig ist.
Die Bahn will Ersatz für 10 Mrd coronabedingter Einnahmeverluste. Da ist was dran, denn zu Recht hat die Bahn auch jetzt ein Mindestangebot aufrecht erhalten, wo betriebswirtschaftlich ein shutdown nahe gelegen hätte. Aber es kann nicht sein, dass sie bedingungslos subventioniert wird, während sie mit Stuttgart 21 weiter Milliardenverluste aufhäuft. Hierzu PM des Aktionsbündnisses: www.kopfbahnhof-21.de/auch-stuttgart-21-auf-den-pruefstand/

  1. S21 gegen die Wohnungsnot?

Das Argument, S21 müsse realisiert werden, um die Wohnungsnot in Stuttgart zu lindern, war schon immer falsch, weil Wohnungen auf dem Rosensteinareal frühestens in den 2030ern beziehbar wären, und es schon jetzt mit dem Umstieg 21- Konzept auf dem C-Areal eine kurzfristig Wohnungsbebauung möglich wäre. Unter Corona haben sich wichtige Parameter verändert, die das Wohnungsargument noch abwegiger machen:

Der Umstieg auf Elektroautos wird schon technikbedingt zum Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze, besonders in der Region Stuttgart, führen. Hinzu kommt: die hiesige Autoindustrie hat, von der Politik falsch gepäppelt, zu lange auf Verbrennungsmotoren und dicke Autos gesetzt, was ihr Marktanteile kosten wird („wer zu spät kommt …“). Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe sorgt sich (auf der 510. MoDemo), „dass Baden-Württemberg den Weg geht im Großraum Stuttgart, den Detroit bereits gegangen ist: der Rust Belt der USA droht auch in Stuttgart“. Wenn die hiesige Schlüsselindustrie mit vielen gut bezahlten Arbeitsplätzen schwächelt, wird das auch Folgen für die Nachfrage nach Wohnungen haben.

Diese Wirkung wird verstärkt durch den Corona-Hype des Arbeitens im home office. Auch nach der Krise werden viele, sicher nicht alle, Unternehmen und Beschäftigte diese Option weiter nutzen wollen. Außerhalb des teuren Stuttgarts zu wohnen, kommt dann im Kosten-Nutzen-Vergleich besser weg, weil viel Pendelei entfallen kann.

Auch wenn es dazu noch weiterer Analysen bedarf, sicher scheint: bis in die 2030er Jahre wird sich der Wohnungsmarkt so entspannt haben, dass er als Argument für S21 mehr denn je ausfällt.

  1. Bahnhofsverkleinerung weiter unsinnig

Wenn weniger gependelt wird, reicht dann nicht ein kleinerer Bahnhof? Das wäre ein Kurzschluss, denn die Klimaentwicklung und eine menschengerechte Stadtentwicklung werden mehr und mehr eine Verkehrsverlagerung vom Auto auf andere Verkehrsträger, vor allem auf den ÖPNV und die Bahn, erfordern. Die Region Stuttgart verzeichnet seit längerem wachsende Besucherzahlen. Und wenn sie sich von ihren Sünden „autogerechte Stadt“ und Stuttgart 21 trennen kann, wär sie erst recht ein Besuchermagnet.

  1. S21-Flughafenbahnhof – absurder denn je

Im März ist das Flugverkehrsaufkommen am Stuttgarter Airport auf 5% des bisherigen Niveaus abgesunken. Das große Aufatmen! Dabei wird es zwar nicht bleiben, aber dass die Frequenzen jemals wieder die klimabelastenden Größenordnungen vor Ausbruch von Corona erreichen werden, ist nicht zu erwarten. Viele Fluggesellschaften werden die Krise nicht überleben und auch hier hat die Pandemie gelehrt, dass so manches internationale Meeting nicht mehr anolog stattfinden muss. Der Flugtourismus wird wegen seiner extremen Klimabelastung weitere Imageschäden erleiden. Stichwort Flugscham. Wer den Kurzurlaub auf den Bahamas weiterhin sexy findet, wird sich das nochmal überlegen, nachdem die Bundesregierung angekündigt hat, nicht ein weiteres Mal 50 Mio. € (Endabrechnung steht noch aus) für eine gigantische Rückholaktion aufzuwenden, man also selbst sehen müsse, wie man wieder heim kommt.

Für Hunderte Mio € einen S21-Flughafenbahnhof 26 m unter der Erde weiter zu bauen, der dem Ziel verhaftet bleibt, dem Flugverkehr per Supershuttle immer mehr Reisende zuzuführen, ist um so absurder, je rückläufiger die Nachfrage nach Flugreisen wird.

Corona hat die Begründungen und Rechtfertigungen für S21 noch brüchiger gemacht. Da diese Erkenntnis allein noch nichts ändert, braucht es mehr, z.B. die …

512. Montagsdemo am 11. Mai

wieder im Netz unter:

https://tinyurl.com/yx2etbs9

Start um und ab 18h mit …

  • -Phys. Wolfgang Kuebart, Ingenieure22: “Bahn baut Todestunnel”, Ergebnisse einer Analyse nach Einsicht in die von der Bahn geheim gehaltene Brandschutzsimulation in einem S21-Tunnel (siehe unten)
  • Prof. Dr. Wolfgang Däubler, Rechtswissenschaftler mit Schwerpunkt Deutsches und Europäisches Arbeitsrecht: “Arbeitsrecht und Infektionsschutz auf der S21-Baustelle” – nach Bekanntwerden des Coronaausbruchs bei türkischen Eisenbiegern in den S21-Tunneln
  • Peter Grohmann, Kabarettist, Autor und Publizist, Widerstand mit Humor und Sarkasmus…
  • Al & Jay, Gitarre und Gesang, Blues-Rock
  • Sidar Carmann, Föderation Demokratischer Arbeitervereine e.V. (DIDF), Moderation


Stuttgarter Zeitungen schweigen zu neuen Enthüllungen über „S21-Todestunneln“
Der Skandal im Skandal

Argumente und Belege zur Brandgefährlichkeit von S21 und seinen fast 60 Tunnelkilometern gab es schon viele. Zum Beispiel das Gutachten von Dipl.-Ing. Hans Heydemann und Dr. Christoph Engelhard. U.a. zeigte sich hier, dass S21 im internationalen Vergleich der Parameter zur Tunnelsicherheit einen Schlussplatz belegte. Den Verantwortlichen in der Politik gelang es, das Thema runterzukochen. Man müsse den Fachleuten der Bahn vertrauen.

Die Ingenieure22 blieben hartnäckig dran, wie es so die Art dieser Bürgerbewegung ist. Durch zwei Instanzen erstritten sie sich einen Einblick in die Unterlagen zur „Tunnelsimulation“, einem Gutachten der GRUNER AG, auf das die DB ihr „Brandschutzkonzept“ stützt. Seriös, wie Ingenieure eben sein sollten, folgten Wochen der Sichtung und Analyse des Materials, auch mit anderen Simulationsprogrammen. Die Befunde waren vernichtend. Ende April haben sie die Verantwortlichen bei der PSU und in der Politik(1) angeschrieben. Bis heute, außer von Sabine Leidig, keine Reaktion. Am 5. Mai machen Aktionsbündnis und Ingenieuren22 den Skandal mit allen Infos in der Sache öffentlich: www.kopfbahnhof-21.de/bahn-baut-todestunnel/

Dass Bahn und Verantwortliche versuchen, den Nachweis der Manipulationen, auf denen ihr Brandschutzkonzept beruht, auszusitzen, ist das eine. Immer wo das versucht wird, kommen in einer Demokratie die Medien ins Spiel. Ihre Rolle als sogenannte 4. Gewalt ist es, für Öffentlichkeit zu sorgen. Sie sollten der Garant einer institutionellen Selbstreinigung sein.

So auch das in einer Eigenanzeige der Stuttgarter Zeitung proklamierte Selbstverständnis:
Denn in Zeiten, in denen sich Unsicherheit Bahn bricht, ist die Bedeutung von Journalisten und Medienunternehmen außergewöhnlich… (es gehe um) eine reflektierende, anspruchsvolle, hintergründige journalistische Arbeit.“

Die Resonanz auf die den Vorstoß von Ing22 und Aktionsbündnis: Empörung und Entsetzen in der Bürgerbewegung, wie viele feedbacks zeigen, aber regelrechtes Totschweigen in den Medien, abgesehen von einem einminütigen, aber respektablen Beitrag in SWR-aktuell:

www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/s21-kritik-brandschutz-100.html.

Dass es die für die regionale Informationsversorgung besonders wichtigen Stuttgarter Zeitung/Nachrichten schaffen, den Skandal, bei dem unter demokratischen Bedingungen Rücktritte und Untersuchungsausschüsse die Folge sein müssten, mit keinem Wort zu erwähnen, ist der Skandal im Skandal.


S21- Baustellen
Rechtsfreie Zone?

Lange hatten die Verantwortlichen bei der Stadt den Ausbruch von Corona unter türkischen Bauarbeitern in den S21-Tunneln versucht unter der Decke zu halten. Alles laufe nach den Regeln. Habe die Bahn versichert. Dem war überhaupt nicht so. Vielmehr kamen außer dem Ausbruch der Pandemie auch die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen der migrantischen Beschäftigten ans Tageslicht. Erst als Aktionsbündnis und Gewerkschafter:innen gegen S21 die Missstände öffentlich machten und zu einer Solidaritätskundgebung aufriefen (s. PM mit allen Infos: www.kopfbahnhof-21.de/sklavenarbeit-auf-s21-baustellen-aufruf-zu-solidaritaets-aktion/) , kam etwas Bewegung ins Spiel. So berichtet Konstantin Schwarz in den Stuttgarter Nachrichten, dass inzwischen das Gewerbeaufsichtsamt Ermittlungen aufgenommen habe:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.coronavirus-auf-baustelle-s-21-baustelle-zoll-ermittelt-zum-mindestlohn.cf7b0cc5-65f7-4176-b8e8-30345057be13.html

Die Bahn schirmt die S21-Baustellen geradezu hermetisch ab. Medien, die kritisch über S21 berichtet haben, bekommen grundsätzlich keine Drehgenehmigung, so zuletzt Mario Barth. Keine Öffentlichkeit auf der Baustelle eines 100% öffentlichen Unternehmens! Der städtischen Politik ist es ganz recht, dass S21 quasi zum rechtsfreien Raum geworden ist. Damit gerät sie als Förderin des Projekts nicht so oft in die Schusslinie. Hier das Video der Demo zur Solidaritätskundgebung am Bauzaun von Eberhard Linckh:

www.youtube.com/watch?v=Ugq3J328u6I0345057be13.html .


Arnulf-Klett-Platz autofrei?
Attacke Ingenhoven gegen Pätzold

Eigentlich hätte der Bahnhofsvorplatz längst autofrei umgestaltet werden können. Wäre da nicht S21. „Denn bei S21 gibt es dort einen heftigen Konfliktpunkt mit dem neu in Bau befindlichen S-Bahn-Tunnel, der von der Mittnachtstraße kommend die Wolframstraße regelrecht abschneidet. Deshalb werden noch viele Jahre vergehen, bis die S21er mit uns gleichziehen können. Und so lange scheint’s will die Stadt weiterschnarchen …“ so Parkschützergründer Klaus Gebhard in einem Beitrag auf parkschuetzer.de.

Dass bisher hier nicht einmal Planungen oder Wettbewerbe stattgefunden hätten, hat S21- Architekt Ingenhoven Anfang April zu einer Attacke gegen den grünen Baubürgermeister Pätzold veranlasst. Christian Milankovic in:
www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nach-kritik-des-stuttgart-21-planers-stadt-ohne-eile-beim-arnulf-klett-platz.3d6d5bfd-be4a-4e2a-a34a-04a43452692f.html (leider hinter paywall)

Pätzold hatte dem wenig entgegen zu stellen außer dem Hinweis, dass „die Uhren seit 1997 nicht stehen geblieben“ seien. Ehrlich wäre gewesen: „Geht leider nicht wegen S21.“

Ein Anruf bei Aktivist*innen gegen S21, z.B. bei Klaus Gebhard, hätte genügt, um zu erfahren dass es seit langem einen wunderschönen Entwurf des leider verstorbenen Mitstreiters Prof. Roland Ostertag gibt:

BUND Stuttgart

Klimaschutz mit angezogener Handbremse

In seinem April-Rundbrief wirbt der Stuttgarter „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ für Spenden, indem er seine vielfältigen Aktivitäten herausstellt. Einige Passagen deuten daraufhin, dass man den in Stadt und Land allgegenwärtigen GRÜNEN nicht auf die Füße treten will.

Das gilt natürlich besonders für das Thema Stuttgart 21.  Hier sieht der BUND, der sich zurecht zu Gute hält, „lange die Speerspitze des Widerstandes“ gewesen zu sein, nur noch „Alternativen, wo noch nicht begonnen wurde“, so eine Abschnittsüberschrift. Ein Baustopp „wäre eine beispiellose Verschwendung der eingesetzten Rohstoffe und Energieaufwände“. Eine bemerkenswerte Positionierung für einen Umweltverband. Alles was gebaut wurde, ist an sich gut und ist unumkehrbar, soll im Gegenteil im Wesentlichen weitergebaut werden, weil sonst Ressourcen beispiellos verschwendet würden?

Wenn etwas beispiellos ist, dann dieser umweltpolitische Kotau vor geschaffenen Fakten. Gilt das auch für Atomkraftwerke oder Frackinganlagen, dass ihr Baustopp oder Abriss eine beispiellose Ressourcenverschwendung wäre?  Dass der Weiterbau von S21 mit all den sogenannten Verbesserungen, die im Grunde mehr oder weniger hilflose Versuche der Schadensbegrenzung sind, weitere riesige Betonverbräuche und Naturzerstörungen mit sich brächte, dass hier lebensbedrohliche Tunnel für viele weitere Milliarden gebaut werden – alles kein Problem für einen „Bund für Umwelt und Naturschutz“?

Eine „federführende Rolle“ schreibt sich BUND bei den Fridays zu, so heißt es in dem Spendenaufruf. Diese Federführung übernimmt im Wesentlichen „fossilfree“-Stuttgart, eine Untergliederung des BUND. So anerkennenswert dieses Engagement bei den Fridays ist, so ärgerlich das Bemühen von fossilfree, S21 aus den Diskussionen und Forderungen bei den Fridays rauszuhalten. Der lange Arm der Grünen?

Der Abschnitt „Kein Ausbau des Stuttgarter Flughafens“ mündet in der Forderung „Angesagt ist weniger fliegen!“ Wenn man die verheerenden Klima-Folgen der Vielfliegerei ernst nimmt, wäre es da nicht geboten, von dem grün dominierten Aufsichtsrat des Flughafens  (Vorsitzender Winfried Hermann, stv. Vorsitzender Fritz Kuhn) Konsequenzen wie ein Verbot von Kurzstreckenflügen zu fordern? Und läge es nicht nahe, die Rücknahme des S21-Flughafenanschlusses zu fordern, die zu noch mehr Fliegerei führen soll? Oder muss man aus Gründen der Ressourcenschonung mehr Flugverkehr hinnehmen?

https://www.bund-stuttgart.de/stuttgarter-bund-blaettle/stuttgarter-bund-blaettle-april-20-1/?mid=681&rid=t_44097&aC=f9635507&jumpurl=0


Deutsche Umwelthilfe
Klimaschutz ohne Handbremse

Ganz anders Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe auf der 511. (digitalen) Montagsdemo am  4. Mai ( www.youtube.com/watch?v=mAqFSUmwo8Q ). Resch belegt an vielen Beispielen, dass Klimaschutz und Gesundheitsschutz hierzulande kaum möglich ist, ohne sich mit den Grünen anzulegen. Etwa, wenn es um Subventionen für die Autoindustrie geht.

Niemand, sagt Resch, „will langfristig Verbrenner haben, die von Jahr zu Jahr mehr Sprit verbrauchen. Der durchschnittliche Spritverbrauch von Neufahrzeugen in Deutschland hat in den letzten drei Jahren zugenommen, … weil wir eben immer mehr schwere SUVs, immer größere Autos bekommen, einen Mercedes GLS, der gerade vorgestellt wurde, der so breit ist, dass er zum Einfahren in die Waschstraße eine besondere Funktion zum Einknicken der Räder braucht.“  Dem dreisten Versuch für solche Produkte auch noch Gelder zu bewilligen „hilft auch noch die baden-württembergische Landesregierung. Ministerpräsident Kretschmann kämpft mit Herrn Söder und Herrn Weil – also den Ministerpräsidenten der drei Autoländer in Deutschland dafür, dieser Industrie weitere Milliarden zu geben und zwar für eine falsche Technologie. Die Grünen haben sich gerade am Wochenende auch verabschiedet von der entsprechenden Ausrichtung, nur noch Elektroautos fördern zu wollen, und meinen nun auch, dass es möglich sein sollte, weiter Verbrenner zu unterstützen.“

An der Pragstraße in Stuttgart wurden im ersten Quartal 2020 mit 49 Mikrogramm knapp zehn Mikrogramm mehr Stickoxid gemessen als am Neckartor. Klar: an der Pragstraße gibt es kein Euro 5-Fahrverbot. Gleichwohl, so Resch,  fordert die baden-württembergische Landesregierung in der Luftreinhaltepolitik eine Atempause. Gerade während der Corona-Pandemie ist es notwendig, dass wir alles tun, dass die Luft sauber bleibt, und ich freue mich für die Stuttgarter Bürger, dass sie zum Beispiel am Neckartor das erste Mal in Jahrzehnten halbwegs saubere Luft einatmen konnten“, weil die Maßnahmen greifen.

Resch kündigt an, weiter für saubere Luft in Stuttgart zu kämpfen – „auch gegenüber einer Landesregierung, die es für wichtiger hält, dass schmutzige Autos durch die Stadt fahren und die Autoindustrie Kosten einsparen kann für die Nicht-Reparatur dieser Abgasanlagen, als dass sie den Menschen entsprechend hilft.“

Angesichts von Corona steigen viele Menschen aufs Rad um. Von Januar bis März nach manchen Untersuchungen, so Resch, eine Zunahme von 250%. Aber es nimmt auch der Autoverkehr langsam wieder zu. Hier käme es darauf an, die umweltfreundlichere Radmobilität zu fördern. So hat die DUH einen Antrag gestellt, dass temporäre Fahrradstraßen eingerichtet werden.

Wie reagiert der zuständige Grüne Baubürgermeister Pätzold? Es gäbe ja eine langfristige Fahrradplanung und man habe nur beschränkt Personal zur Verfügung für sowas. Berlin übrigens, so Resch „hat innerhalb von Tagen die ersten Bike-Lines eingerichtet. Zwei Tage bis zwei Wochen dauerte es dort und über 20 km wurden mittlerweile umgewandelt.“

Bisher steht die Grüne Partei, Hände an die Hosennaht, bloß kein Streit, geschlossen hinter ihrem Patriarchen, dem sie viel zu verdanken haben. Oder bröckelt da endlich was?

Wenn die ganze Partei anders denkt als Kretschmann, dann ist dieses vereinzelte Tweetlein aber keine Referenz für innerparteiliche Transparenz und Demokratie.

Wo sich der BUND bei S21 mit geschaffenen Fakten abfindet, wie absurd und antiökologisch sie auch immer sein mögen, zeigt Resch klare Kante:

„Die Bahn fordert zehn Milliarden und die Bahn braucht auch in den nächsten Jahren nicht nur Geld, sondern sehr viel mehr Planung und Umsetzung der Verkehrswende. Die Schienenstrecken sind am Limit, auf den Straßen gibt es immer noch viel zu viel Platz, und deswegen findet das Wachstum viel zu sehr auf der Straße statt. Stuttgart 21 würde diese Reduzierung des Bahnverkehrs durch diese sehr verringerten Kapazitäten des Tiefbahnhofs auch weiter zementieren und unmöglich machen, dass wir Güterverkehre, dass wir auch ausgebaute Bahnverkehre bekommen. Deswegen auch mein Appell in Sachen Stuttgart 21: verwenden sie das Geld, liebe Bahn-Verantwortliche, liebe Politiker, für die Modernisierung des Kopfbahnhofes. Wir brauchen in Stuttgart erweiterte Bahnkapazitäten und deswegen mein Appell an alle: oben bleiben und alles moderner machen! (alles 511. MoDemo)

Lesenswert auch „Die Autoindustrie regiert durch“, Dietrich Heißenbüttel interviewt Jürgen Resch in Kontext: www.kontextwochenzeitung.de/politik/475/die-autoindustrie-regiert-durch-6712.html

Radler*innen gegen S21 für Mitstreiter*innen ohne Internet
Nicht zusammen sein, aber zusammenhalten!

Corona legt manche Spaltungslinien offen. Viele verstärkt die Pandemie auch. Die Bürgerbewegung hat ziemlich schnell und erfolgreich auf digitale Kommunikation umgestellt. Klasse: „Obenbleiben-TV“, die montäglichen Demos im Netz. Auch das Aktionsbündnis, dessen AGs, die Ing22 und viele Gruppen arbeiten weiter in Telefon- oder Videokonferenzen.

Aber ein Teil der Bürgerbewegung hatte oder wollte schon immer keinen Netzzugang. Auch wird nicht jeder PC oder jedes Handy aktiv genutzt. Informationen über S21, geschweige denn über die Bewegung gegen das Projekt in den Stuttgarter Zeitungen: Fehlanzeige. So droht ein Teil der Bewegung informationsmäßig abgehängt zu werden.

Dem will die Initiative „Radkuriere gegen S21“ entgegen wirken. Etwa einmal pro Woche wollen sie Interessierte mit den wichtigsten Infos per Briefkastenzustellung versorgen.

Aber wie Interessierte erreichen? Es gibt keine Mitgliederlisten der Bürgerbewegung und per Mail geht eben auch nicht. Aber es gibt Telefon und es gibt soziale Kontakte, die in Coronazeiten sowieso unter Wahrung der Regeln gepflegt werden sollten.

Interessierte können sich direkt oder indirekt an Reinhard König wenden, der die Listen führt und die Zustellbezirke einteilt: reinhard.koenig@onlinehome.de  oder 0152 – 364 504 14.

Man kann auch den Zustellwunsch unter Angabe von Namen und Zustelladresse des Interessierten in den Briefkasten an der Mahnwache schicken oder einwerfen:
Mahnwache gehen Stuttgart 21, Arnulf-Klett-Platz, 70173 Stuttgart

Das gilt auch für Interessierte außerhalb Stuttgart, die per Postzustellung versorgt würden.


Oben-Bleiben-Masken
Aus der Not die Tugend

Masken und Maskenpflicht werden uns noch eine Zeitlang begleiten. Je mehr „Lockerungen“, desto mehr individuelle Schutzmaßnahmen. Weg vom Klinik –Weiß, werden die Masken bunter, kreativer, fast Teil des outfits.  Die Sorge, mit politischen Statements, die Corona-Krise zu instrumentalisieren ist verflogen.

Das auf einer MoDemo vorgestellte Modell findet so reißenden Absatz, dass Tanja Schnäbele, die die Teile in maschinengestützter Handarbeit fertigt, kaum nach kommt. Das Demoteam hat die Orga übernommen, die Radler:innen gegen S21 liefern aus.

Bekannter Stuttgarter Kommunalpolitiker mit Oben-bleiben-Maske

Die Nachfrage ist so groß, dass es Wartezeiten gibt.  Bestellungen mit Angabe der Lieferadresse bitte an demoteam@unser-park.de richten und parallel auf das Konto des Demoteams (das ist sozusagen der digitale Ersatz für die Sammeldosen auf den MoDemos) spenden:

Konto: Umkehrbar e.V. , IBAN: DE02 4306 0967 7020 6274 00,
BIC: GENODEM1GLS,   Kennwort: Obenbleiber-Maske

Zitat der Woche

„Ich fahre hinaus zum Cannstatter Wasen, auf dem in diesem Jahr kein Volksfest stattfinden wird. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus hat mitgeteilt, die Absage der Dirndl- und Lederhosen-Operette treffe “das Lebensgefühl unserer Stadt”. Schlimmer kann es nicht kommen.“
Joe Bauer in: www.kontextwochenzeitung.de/kolumne/475/kreuz-und-quer-6719.html

Noch ein Zitat der Woche

„Fliegen ist nicht klimaneutral: je mehr der Airport investiert, desto höher der Schaden“, so Christoph Ozasek /LINKE. Er und Hannes Rockenbauch (SÖS) forderten den Gewinn des Flughafens für die SSB zu verwenden. „Für uns als Fraktion gibt es das Fliegen in 15 Jahren so nicht mehr“… Man könne den Airport abwickeln.
Aus StZ vom 9. Mai 2020

& viele Grüße von Werner

(1) Eisenbahn-Bundesamt, Zentralstelle Bonn, z.Hd. Herrn Hörster + Außenstelle Stuttgart – Vorsitzender Verkehrsausschuss des Bundestages Cem Özdemir + Mathias Gastl – Mitglied Verkehrsausschuss des Bundestages Frau Sabine Leidig – Bundesverkehrsministerium / Herrn Andreas Scheuer – Ministerium für Verkehr / z.Hd. Herrn Minister Winfried Hermann – Minister Inneres , Digitalisierung und Migration z.Hd. Herrn Thomas Strobl – Regierungspräsidium Stuttgart / z. Hd. Frau Bühler, Herren Trippen, Januschek, Lang – Branddirektion Stuttgart / z.Hd. Herrn Dr. Belge und Herrn Heber – DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH z. Hd. Herrn Dr. Leger