Stuttgart 21 – „eine Nummer zu groß für die Bahn“
Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 ist angesichts der heute Morgen entstandenen Schäden empört darüber, mit welcher Leichtfertigkeit offensichtlich mit dem denkmalgeschützten Bonatzbau umgegangen wird. Bündnissprecher Martin Poguntke: „Wir wissen noch nicht, was die konkrete Ursache ist. Wahrscheinlich ist aber, dass Erschütterungen durch Presslufthammer-Arbeiten dem ganzen Gebäude zugesetzt haben. Wenn aber hier an einer Stelle Schäden aufgetreten sind, an der derzeit gar nicht gearbeitet wird, ist zu befürchten, dass auch an anderen Stellen – jetzt noch unerkannte – Schäden auftreten werden.“
Das Aktionsbündnis fordert deshalb, alle Arbeiten am Bonatzbau solange einzustellen, bis Gewissheit über die Ursachen und mögliche weitere Schäden besteht. Es ist schlimm genug, dass dem Immobilienprojekt Stuttgart 21 Nord- und Südflügel des ursprünglich in Gänze denkmalgeschützten Bonatzbaus geopfert wurden. Es darf nun nicht auch der Hauptbau riskiert werden – auch wenn das für die Bahn möglicherweise die billigere Lösung wäre.
Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 warnt seit vielen Jahren davor, dass das Projekt S21 zu komplex für die Bahn und nicht beherrschbar ist. Es erinnert daran, dass dies nicht das erste unvorhergesehene Ereignis ist: Schon kurz nach Verlegung der Kopfbahnhofgleise stadtauswärts entgleisten die ersten Züge, weil man zu enge Gleisradien gebaut hatte. Wenig später brach ein Teil des Bahnsteigdachs zusammen, weil man entscheidende Stützen entfernt hatte. Später erschlugen*) herabfallende Teile einer frisch betonierten Tunneldecke einen Arbeiter. Dann schwemmte eine Flutwelle aus dem neuen Nesenbach-Düker einen Arbeiter im Rosenstein-Tunnel in den Tod. Zuletzt stand mehrfach die Schillerstraße unter Wasser, weil man die unter dem Tiefbahnhof hindurchführenden Abwassersammler für die in den letzten Jahren immer heftiger werdenden Starkregen zu gering dimensioniert hatte.
Poguntke: „Die Ursachen mögen jeweils ganz verschiedene gewesen sein. Gemeinsam ist den Vorfällen, dass aufseiten des Bauherrn fortgesetzt zu unvorsichtig und zu hastig agiert wurde, denn man will offensichtlich möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen mit diesem ganzen Projekt. Wann werden die politisch Verantwortlichen in Stuttgart und Berlin endlich die Reißleine ziehen und umsteuern? Die Gesellschaft braucht keinen Kommerz-Bahnhof mit Bonatzbau-Hotel, sondern einen leistungsfähigen und zukunftstauglichen, wie wir ihn mit dem Kopfbahnhof bereits haben.“
Kontakt: Martin Poguntke, 0151 403 602 56
*) Uns ist zu unserem großen Bedauern ein Fehler passiert: Der betroffene Arbeiter wurde zum Glück „nur“ erheblich verletzt, also nicht tödlich „erschlagen“. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.