Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 fordert Aufklärung und Notfallkonzept
Gefahr für Bahn in Untertürkheim noch nicht gebannt
Nach der Gleisabsenkung in Stuttgart-Untertürkheim ist schonungslose Transparenz und Aufklärung der Ursachen nötig – und ein Notfallkonzept für den Fall, dass dort an weiteren Gleisen Absenkungen entstehen. Denn alle dortigen Gleise werden von den S21-Tunnels auf dieselbe Bauweise unterfahren, die nun zu der gefährlichen Absenkung geführt hat. Dieter Reicherter, Sprecher des Aktionsbündnisses: „Diese Gleise sind die Lebensader Stuttgarts: Nicht nur der Fernverkehr, sondern auch die Verbindung zum Ölhafen darf nicht leichtfertig Risiken ausgesetzt werden, bis hin womöglich zu Unglücken mit entgleisten Tankwagen.“
Es ist beunruhigend, dass die Deutsche Bahn erst reagiert hat, nachdem ein großes Loch unter einem S-Bahn-Gleis entstanden war, obwohl schon vorher Lokführer Probleme mit der Gleislage wahrgenommen hatten. Und es ist wenig vertrauenerweckend, wenn das Unternehmen in einer ersten Meldung behauptet hatte, der Schaden sei „sofort behoben“ worden, obwohl er bis heute nicht behoben ist. Martin Poguntke, ebenfalls Sprecher des Aktionsbündnisses: „Ich fürchte, dass bei der Deutschen Bahn die Kontrollmechanismen nicht richtig greifen. Die Bahn scheint sich in solchen Situationen selbst zu untersuchen; es bräuchte dafür aber eine wirklich unabhängige Instanz, nicht eine dem Bundes-Verkehrsminister unterstellte Behörde.“
Diese Panne, die zu einem schweren Zugunglück hätte führen können – und immer noch kann –, ist ja nur eine in einer langen Reihe von Pannen bei S21-Bauarbeiten: Beim Abriss des Bonatzbau-Südflügels wurde eine Passantin fast von einem umherfliegenden Betonbrocken erschlagen; das Dach über Gleis 16 stürzte auf einen mit Fahrgästen besetzten Zug, im Gleisvorfeld entgleisten drei ICEs, am Feuerbacher Bahnhof schwenkte ein Kran mit Lasten über dem Fußweg zum Bahnhof und letztes Jahr stürzte ein Fassadenteil des Bonatzbahnhofs neben den Taxistand. Poguntke: „Bei den S21-Bauarbeiten geht ganz offensichtlich Schnelligkeit vor Sicherheit, um Kosten zu sparen. Das ist – zumal bei einem Staatsunternehmen – nicht hinnehmbar. Hier muss auch die Stadtverwaltung aktiv werden, um die vitalen Interessen Stuttgarts zu wahren.“
Alle diese Pannen hätten durch vorsichtige Vorgehensweise vermieden werden können. Und auch die Panne in Untertürkheim kam nicht überraschend. Es ist allseits bekannt, dass im wasserführenden Neckarkies – wie in Rastatt, wo 2017 bei Tunnelarbeiten unter der Haupt-Nord-Süd-Verbindung ebenfalls ein Gleis absackte – extrem schwierig zu bauen ist. Und es war bekannt, dass eine Abfangung der Gleise durch eine bauzeitige Brücke die sichere Lösung gewesen wäre. Reicherter: „Es muss endlich Schluss sein damit, dass die Bahn mit diesem Projekt nicht nur Leib und Leben von Menschen riskiert, sondern auch Schäden für Wirtschaft und Energieversorgung – sowohl bei den Bauarbeiten für S21, als auch im späteren Betrieb, z.B. angesichts des ungeklärten Brandschutzes in den Tunneln. Ein Umsteuern z.B. auf das Konzept Umstieg 21 ist immer noch möglich und nötig.“
Kontakt:
Dieter Reicherter, 07192 930 522 oder 0151 263 711 31
Martin Poguntke, 0151 403 602 56