Von Norbert Bongartz

Liebe Freundinnen und Freunde!

Vielleicht haben Sie auch schon erfahren, dass Gangolf Stocker am letzten Freitag, nach einem längeren Krankenhaus-Aufenthalt im Hospiz gestorben ist, im Alter von 77 Jahren.

Viele, die erst vor wenigen Jahren zum Widerstand gegen Stuttgart21 gestoßen sind, werden Gangolf Stocker vielleicht nicht mehr kennen. Aber den älteren unter uns ist Gangolf noch wohl vertraut, war er doch über viele Jahre – seit 1995 – einer der Kerne unserer Bewegung und der Mittelpunkt des politischen Widerstands gegen das Stuttgarter Größenwahnsinns-Projekt.

Gangolfs markanter, bärtiger Kopf – er erinnerte mich immer an mittelalterliche Propheten-Darstellungen – ließ schon auf den ersten Blick seine Eigenständigkeit erkennen; er war zeitlebens ein Nonkonformist, ein kritischer Geist, der seine Überzeugungen lebte und damit oft aneckte – schon als kompromissloser Kriegsdienstverweigerer, als zeitweiliges Mitglied in der DKP und als Mit-Initiator, gewissermaßen als einer der Gründer des bürgerlichen Widerstands gegen Stuttgart 21.

Sein Weitblick und sein politisches Denken veranlassten ihn schon 1995, die Initiative „Leben in Stuttgart – kein Stuttgart 21“ ins Leben zu rufen. Er engagierte sich ab dem November 2009 bald bei den Montags-Demos und er gründete mit vielen Gleichgesinnten unser Aktionsbündnis, dessen erster Koordinator und Sprecher er war, einem Patriarchen ähnlich.

Als Gangolf seinen politischen Kampf gegen Stuttgart 21 als aussichtslos erachtete, hat er sich vor 10 Jahren resigniert aus dem Widerstand herausgezogen – leider – und den Kontakt zu uns abgebrochen, zum Aktionsbündnis, das seither sein Erbe – nicht resignierend – mit anderen, eher wissenschaftlichen und juristischen Schwerpunkten weiter verfolgt.

Als Gangolfs Erben sind wir dankbar und stolz über seine Pionierarbeit. Wir werden sein Erbe fortsetzen und unbeirrt weiter angehen gegen die immer durchsichtigeren, unredlichen, wahrscheinlich finalen Vernebelungsversuche der Projektpartner.