(hier Pressemitteilung als pdf-Datei)

Strafanzeige nach Abbau der Blauen S21-Grundwassermanagement-Rohre

Im Verlauf von 9 Jahren wurden rund 5 Millionen Kubikmeter verunreinigtes Wasser (Rostbrühe) in den Untergrund des Stuttgarter Heilquellen-Schutzgebietes bzw. direkt in ein Fischschongebiet im Neckar eingeleitet.

Wie jetzt nachweisbar ist, waren diese Blauen Rohre nicht dafür geeignet, vermeintlich sauberes Wasser abzuleiten, weil sie nicht korrosionsbeständig waren und deshalb fortlaufend Rost in das durch sie geführte –vorher gefilterte – Wasser abgaben. Die beteiligten Behörden haben demgegenüber ihre Kontrollpflicht offensichtlich verletzt.

Schon nach einem Unfall am 24.6.2014, als ein Lkw eines der Blauen Rohre umgerissen hatte, war deutlich zu sehen gewesen, dass sich daraus eine dunkle Rostbrühe ergoss. Das Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart, das Eisenbahn-Bundesamt, die Staatsanwaltschaft Stuttgart sowie die Bahn und die ausführende Firma Hölscher hatten das jedoch damals vehement bestritten. Zur Begründung verwiesen die Genannten auf unauffällige Laborproben des entnommenen Wassers – jedoch, nachdem angeblich „offensichtlich fehlerhafte“ Proben aussortiert worden waren. Zudem hatten schon damals Zeugen bekundet, dass die Blauen Rohre vor den Probeentnahmen zur Reinigung durchgespült worden seien. Und obwohl damals die Firma Hölscher die Proben selbst und ohne amtliche Überwachung gezogen hatte, wurden keine wirksamen Kontrollmaßnahmen ergriffen.

Die 17 km Blauen Rohre hatten dazu gedient, Oberflächenwasser aus den Baugruben abzuleiten und den Grundwasserspiegel abzusenken, damit das Grundwasser nicht in die S21-Baugruben drängte. Die gereinigten Wässer wurden anschließend über die Rohre und 78 Sickerbrunnen wieder in den Untergrund sowie als Überschusswasser direkt in den Neckar geleitet. Derzeit werden die Rohre abgebaut, wodurch ihr massiv verrostetes Inneres für jeden sichtbar wurde. Laut Planfeststellungsbeschluss hätten korrosionsfeste Rohre verwendet werden müssen, was aber – mit Wissen der beteiligten Behörden – offensichtlich aus Kostengründen nicht umgesetzt wurde.

Der an der Umwelt angerichtete Schaden lässt sich nur anhand der wenigen unabhängig festgestellten Laborwerte hochrechnen. Demnach ist davon auszugehen, dass ca. 92,5 Tonnen Rost in den Untergrund der Kern- und Schutzzone des Heilquellen-Schutzgebietes gelangt sind und etwa 12,8 Tonnen direkt in den Neckar.

Stellvertretend für das Aktionsbündnis haben daher jetzt 6 Privatpersonen Strafanzeige gegen die Verantwortlichen wegen Gewässer- und Bodenverunreinigung erstattet und die Staatsanwaltschaft Stuttgart zur Beweissicherung und Beauftragung von Sachverständigen aufgefordert. Sie haben dabei auch auf die vergleichbare Schädigung der Spree durch Einleitung eisenhaltiger Wässer aus den Braunkohlen-Tagebaugruben hingewiesen, die dort bereits zur Verockerung geführt hat.

Das Aktionsbündnis erwartet, dass die Strafverfolgungsbehörde den Umweltskandal unnachsichtig aufklärt.

Kontakt:
Dieter Reicherter, 07192 930 522 oder 0151 263 711 31
Martin Poguntke, 0151 403 602 56