Werners Rundmail vom 29.9.2020

Liebe Freundinnen und Freunde,

der 10. Jahrestag des Schwarzen Donnerstags, die Aufstellung der Großskulptur von Peter Lenk in den nächsten Wochen und dann der 10. Jahrestag der sog. Schlichtung von Heiner Geißler vom 22. Oktober bis 27. November. Das alles wird dem Thema Stuttgart 21 eine Aufmerksamkeit bescheren, wie sie dieser Bewegung seit langem verwehrt wird. Allerdings – Vorsicht! – zeichnet sich schon ab, dass Stuttgart 21 und die Bürgerbewegung gegen dieses Projekt in den meisten  Veranstaltungen und Berichte  als eine mehr oder weniger abgeschlossenen Geschichte dargestellt wird: ab ins Museum damit.

Worum es bei alledem ging und weiter geht, gerät aus dem Blickfeld, oder besser wird aus dem Blickfeld gedrängt: nämlich um ein Projekt, dass gerade jetzt, sozusagen Tag für Tag, all die Defizite offenbart, die seine Gegner*innen nicht erst bei dem Massaker der Polizei im Schlossgarten thematisiert haben. Argumente, die jetzt nicht abgehakt werden können, sondern die radikale Konsequenzen erfordern.

Ein schönes Beispiel für die Historisierung des Widerstands gegen Stuttgart 21 liefert, immer zu Diensten, die Stuttgarter Zeitung. Ein ausführlicher, einfühlsamer Bericht über die Ereignisse des Schwarzen Donnerstags aus der Sicht beteiligter Polizisten und eines jungen Protestierers endet mit dessen Hinweis, dass er sich inzwischen anderen politischen Themen zugewandt habe und der Bemerkung, Stuttgart 21 solle ja jetzt 2025 in Betrieb gehen.

In seiner fulminanten Rede auf der gestrigen 531. Montagsdemo, die man besser anschaut statt nachzulesen, warnt Hannes Rockenbauch eindringlich vor der Musealisierung des Widerstands:  https://www.bei-abriss-aufstand.de nach Min 28.30h.

Zur Realität von Stuttgart 21 hätte gut die Meldung über ein Beinah-Desaster in Untertürkheim gepasst, die aber ihren Weg von der online-Ausgabe ins Print der Stuttgarter Zeitung nicht schaffen sollte:
„Ein verstopfter Abwasserkanal auf einer S-21-Baustelle hat einen großen Einsatz in Stuttgart ausgelöst. Das Technische Hilfswerk (THW) rückte am Freitagabend mit 15 Mann an, um eine Überschwemmung der Augsburger Straße in Untertürkheim zu verhindern. „In einem Auffangschacht ist es zu massiven Verstopfungen gekommen“, sagte THW-Sprecher Patrick Holuba am Sonntag. „Es bestand die Gefahr, dass Abwasser die Straße überflutet. Eine 50 Meter entfernte Baugruppe war bereits vollgelaufen……………….“
www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bei-s21-baustelle-in-stuttgart-thw-verhindert-ueberflutung-durch-verstopften-abwasserkanal.4be8672e-acbe-434c-bbc5-a30f0344bfdd.html

Bitte Flyer-Verteilung unterstützen

„10 Fragen zu Stuttgart 21, die Sie Ihrem/Ihrer OB-Kandidat*in stellen sollten!“

Den Stuttgarter OB-Wahlkampf als Chance zu nutzen, das große Schweigen und die Historisierung von S21 zu durchbrechen – dem dient die Flyer-Aktion des Aktionsbündnisses. (Flyer, s. Anlage).

Flyer lassen sich allerorten verteilen. Besonders wirksam und nicht so anstrengend ist die Verteilung in die Briefkästen. Damit nicht in dem einen Briefkasten am Ende drei Flyer und in anderen gar keiner liegen, gibt es einen großen Stadtplan, in dem Mitmacher*innen mit Marker eintragen können, wo sie verteilt haben bzw. verteilen wollen. Die Karte liegt in der Mahnwache aus, außer bei den Demos. Da liegt sie am Stand des Aktionsbündnisses.

Aber jetzt erstmal:

Alle auf zur Demo am 30.September!

Rückblick und Kampfansage

Nochmal der Flyer mit allen Angaben: www.bei-abriss-aufstand.de/wp-content/uploads/Plakat-30.9.20-klein.jpg

Sehenswert zur Einstimmung: Rede von Prof. Dr. Ferdinand Rohrhirsch auf der 46. Montagsdemo vor 10 Jahren vor der Ruine des Nordflügels : https://youtu.be/ki9CfRjUpIc

Rohrhirsch, leider 2019 gestorben, war zunächst Azubi bei der Bundesbahn, später Philosophieprofessor und einer der klügsten Unterstützer des Protests gegen S21. Viele werden sich auch noch an seinen Auftritt bei der Vorstellung des Umstiegskonzepts 2016 im Stuttgarter Gewerkschaftshaus erinnern.

Gut für den Blick nach vorn

Nach 43 Jahren Widerstand: Sieg in Gorleben!

Interview mit Wolfgang Ehmke, Gesicht der Durchhalter*innen der BI Lüchow-Dannenberg gegen das Atommüllendlager Gorleben im Interview der taz: „Dieser Widerstand war identitätsstiftend“ https://www.taz.de/!5716928

& Gruß von Werner